Märchen
auf dem Globalen Klimastreik am 14.11.2025Es war einmal ein Reich, das regiert wurde von Friedrich dem Herzlosen, König zweiter Wahl. Und es waren schwierige Zeiten im Lande von Friedrich, denn ein böser Drache wütete auch in seinem Reich: Der Drache verbrannte die Wälder und ließ die Flüsse austrocknen. Sein Atem vergiftete die Luft und mit seinem Flügelschlag erzeugte er mächtige Stürme. Sein Drachenfeuer war in den letzten Jahren so heiß geworden, dass es sogar die Gletscher zum Schmelzen brachte und den Meeresspiegel dadurch ansteigen ließ. Viele - in Friedrichs Reich und überall auf der Welt - litten wegen der immer häufiger werdenden Drachenangriffe. Und der Drache wurde immer größer, weil er - entgegen aller Vernunft - immer weiter gefüttert wurde.
Jedes Jahr versammelten sich die Herrschenden der Welt zur großen Drachenkonferenz, um ihre Pläne zum Ende der Drachenfutterproduktion vorzulegen. Das Jahr 25 aber war besonders: Ein Jahrzehnt nun war vergangen seit dem Schwur von Paris, bei dem alle Lande einen Eid abgelegt hatten, ihren Beitrag zu leisten, dass der Drache niemals auf die 1,5-fache Größe heranwachsen würde. Doch neben Friedrich dem Herzlosen und den anderen Herrschenden reisten zu der Konferenz auch zahllose Drachendiener an. Sie waren es, denen der Drache in einem teuflischen Pakt unendliche Reichtümer versprochen hatte. Sie müssten nur die Herrschenden dazu bringen, weiter Drachenfutter zu produzieren.
Am Größten war ihr Einfluss im Reich der falschen Freiheit: Dort hatten sie einen aus ihren eigenen Reihen auf den Thron befördert: Donald den Selbstbereichernden, der einfach die Existenz des Drachens leugnete. Donald blieb der Konferenz fern, damit die Drachendiener dort ungestört ihr Unwesen treiben könnten. Viele, besonders jene aus den wohlhabenden Reichen des Nordens, die Schuld trugen an den alten Wunden der Welt, reisten an mit warmen Worten aber leeren Händen. Sie redeten viel von Verantwortung, doch ihre Worte klangen hohl, denn sie hatten längst gelernt, wie angenehm und lukrativ der Schimmer des Drachenfeuers für sie sein konnte. Sie fuhren ihre Wagen mit Drachenöl und erleuchteten ihre Paläste mit Feuerkohle. Von allen Reichen, hatten die des Nordens wohl am meisten an den Schätzen des Ungeheuers profitiert - und ihre kalten Berge, schützten sie vor seinen Flammen. Doch nun, da das Monster wuchs, begann selbst ihre Schneedecke zu schmelzen und der Schwur von Paris drohte trotzdem zu verwirken.
Wer aber, wenn nicht die Herrschenden, sollte den Drachendienern die Stirn bieten? Die Antwort darauf fand sich in den Reihen des Volks, das sich anlässlich der Drachenkonferenz in unzähligen Scharen zusammenfand. In den Menschen entbrannte ein anderes Feuer - kein zerstörerisches, sondern eins aus Wut, Mut und Hoffnung. Überall erhoben sie sich und ihre Stimmen hallten laut in Würzburg und überall auf der Welt, damit die Herrschenden sich endlich von den vergifteten Worten der Drachendiener losreißen und den Schwur von Paris einhalten würden. Denn der Drache musste endlich gestoppt werden. Und sie würden nicht aufhören, gegen diesen Drachen zu kämpfen. Gerade weil Friedrich und die anderen Herrschenden es nicht taten. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann protestieren sie auch heute.